Die Friedhofskirche auf dem Waldfriedhof zu Burgstädt
und ihre Sanierung in den Jahren 2002 bis 2004
Mit einem festlichen Gottesdienst wurde am Ewigkeitssonntag 2004 die Friedhofskirche auf dem Waldfriedhof in Burgstädt wieder in Dienst genommen. Vorangegangen waren eine Vorbereitungs- und Planungszeit sowie reichlich 2 Jahre intensiver Sanierung. Nun erstrahlt das Ensemble wieder in altem, neuem Glanz.
Die im Jugendstil errichtete Kirche wurde 1911 geweiht. Für Planung und Bauausführung zeichneten seinerzeit Hugo Duderstaedt Nachfolger - Rümmler & Mehnert - Atelier für Architektur und Baugeschäft, Chemnitz verantwortlich.
Damals von frisch gepflanzten Jungbäumen umstanden ist das imposante Gebäude heute in das typische parkähnliche Umfeld eingebunden, das unseren Waldfriedhof prägt und zu etwas Besonderem für die Stadt und die Umgegend werden lässt.
Neunzig Jahre vergingen und hinterließen ihre Handschriften. Der Zeitgeschmack tat sein übriges. So fand sich der Innenraum der Kirche in cremefarbiger Ausmalung und an der Fassade ließ sich das Alter in Form von Putzabplatzungen, Rissen und Salzausblühungen deuten.
Die eigentliche Sanierung begann im Frühsommer 2002 mit Arbeiten an den Fundamenten und der Drainage. Gerüst, Dacheindeckung, Steinmetz- und Putzarbeiten folgten. Die Fassade wurde mit neuem Putz versehen, alle Porphyrelemente wieder vom Steinmetz aufgearbeitet. Die Dacheindeckung auf Kirche und Turmhelm besteht wieder wie ursprünglich aus Biberschwanzziegeln. Eine Besonderheit bilden dabei die am Turm verwendeten und dafür speziell angefertigten konkav und konvex geformten Ziegel, die den Schwung des Turmhelms nachzeichnen.
Mit restauratorischen Befunden und Abwägungen über das Für und Wider wurde die Entscheidung zur Innenraumsanierung in weitgehend historisch getreuer Fassung getroffen. Damit verbunden waren vielfältige weitere Entscheidungen zur Gestaltung des Fußbodens, der Bestuhlung, der Art der Temperierung, Akustik und Lichtführung.
Aus alten Bauakten ergab sich ein Hinweis auf ein ehemals vorhandenes Oberlicht über der Orgelempore. Anlass genug, diese bisherige „dunkle Nische“ in eine helle Stätte tröstender Musik zu verändern, die beim Verlassen des Raumes den Blick nach oben zum Licht hin lenkt.
Nach ersten Freilegungen stand fest: der Umfang des Vermuteten wurde durch die Befunde der Originalausmalungen übertroffen. Unter getünchten Wänden fanden sich Engel links und rechts des Eingangs, das Blau und Türkis des Bogens und der Altarrückwand gab seine Ornamente preis…
Die Bandbreite der erforderlichen Arbeiten spannte sich von der Sanierung der Gebäudehülle über die Neufassung des Innenraumes bis hin zu neuem Fußbodenbelag, Fußbodenheizung und dem nach historischem Vorbild eigens angefertigten Gestühl.
Unsere Friedhofskirche, in der etwa 100 Menschen Platz finden, bietet nun wieder einen würdigen Rahmen für christliche und auch weltliche Trauerfeiern.
Ein Nebenraum, die Aufbahrung, hat ebenfalls seinen historischen Wandschmuck zurückerhalten. Dabei waren die historischen Befunde unter den Ausmalungen so gut erhalten, dass keine Neuübermalung, sondern nur eine behutsame Retusche der Farbfassung aus der Entstehungszeit erfolgte. Somit sind in den Innenräumen verschiedene restauratorische Techniken gut ablesbar. Es entstand keine „moderne Kopie“, man blickt nun zurück auf die Maltechnik im Innenraum, wie sie vor fast 100 Jahren üblich war. Dabei sind die Spuren der Zeit nicht wegretuschiert, sondern weisen auf das Nebeneinander von Bestehen und Vergänglichkeit. Der Zusammenhang zwischen dem Gebäude als Hülle und dessen Nutzung wird dadurch um so deutlicher.
Bauen kostet Geld - die Sanierung der Friedhofskirche wurde und wird von Eigenmitteln des Friedhofs getragen sowie von Einzelspenden Burgstädter Bürger und seitens der Stadt Burgstädt unterstützt.
Im fachlichen und konstruktiven Miteinander von Bauherrschaft, Architekt, Fachplanern und Ausführungsfirmen konnte so ein respektables Ergebnis erzielt werden. Besichtigungen sind in Abstimmung mit der Friedhofsverwaltung möglich.
Matthias Fischer, Friedhofsmeister
Dietmar Saft, Pfarrer
André Teichmann, Architekt
(Aus einer Veröffentlichung der Kirchgemeinde zum Tag des Denkmals 2005)